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Bevor ich nach Paris kam, hatte ich eigentlich keine großen Erwartungen an meinen Aufenthalt, da ich mir dachte, dass alles schon irgendwie wird. Das einzige, worum ich mich im Vorhinein gekümmert habe war eine Wohnung sowie mein Learning Agreement. Was dann an bürokratischem Aufwand noch alles in Paris auf mich zukommen sollte was mir bis dato nicht bewusst.
“Welcome to Pariiiiis”, begrüßte mich mein Taxifahrer, der mich vom Flughafen zu meinem Wohnheim brachte. Diese wenigen Worte einer fremden Person in einer fremden Stadt ließen mich gleich `Willkommen` fühlen. Auch wenn mir bewusst war, dass dies vermutlich nur einer dieser 0815-Sätze fürs Trinkgeld war, so bereitete er mir Freude. Im Wohnheim angekommen, fiel ich erst einmal in mein Bett…. DU BIST DA! …Erst einmal sacken lassen.

Die ersten vier Tage habe ich sehr viel Zeit alleine verbracht. Dies resultierte vor allem daraus, dass die Integration-Week der Uni eine Woche später beginnen sollte. Also entdeckte ich Paris erst einmal auf eigene Faust. Was ich die ersten zwei Tage noch sehr schön und super entspannend fand, führte bald dazu, dass ich mir sehr einsam vorkam.

Universität Sorbonne

Also hatten meine Eltern & Freunde die Tage darauf sehr viele lange Anrufe von mir in Empfang zu nehmen und mussten sich anhören, dass ich auch heute wieder an der Seine mein Baguette gefrühstückt habe und anschließend 5 Stunden durch die Stadt spaziert bin, da ich mir in dieser Stadt niemals ein Metro Ticket leisten können werde. Montag begann dann endlich das Programm der Uni und ich lernte sehr schnell neue Leute kennen. Alle Befürchtungen in Paris niemals Freunde zu finden waren halbwegs verflogen. In der ersten Woche folgten dann gemeinsame Abende mit den anderen Erasmus Leuten, sei es in einer Bar oder auch einfach bei einem Wein an der Seine. Zum Abschluss der Integration-Week sollte es eigentlich einen tollen Cocktail-Abend der Sorbonne geben, allerdings verspätete sich meine Ankunft um zwei Stunden, sodass ich leider weder einen Cocktail (wie sich später herausstellte, handelte es sich hier keineswegs um einen kreativen High-End Cocktail mit Früchten, sondern um einen Cidre…. auch gut, aber eben kein Cocktail) noch ein paar von den anscheinend angebotenen Häppchen bekam. Aber nun gut, es ging weiter zu einem Erasmus-Picknick an der Seine, welche die anfängliche Enttäuschung über die Nicht-Existenz von Cocktails ganz schnell wieder aufwog. Wir saßen einige Stunden gemeinsam an der Seine, tranken Wein, aßen Baguette und erzählten über Gott und die Welt.



An dem folgenden Wochenende war ich dann auch das erste Mal in Paris feiern. Der Club war ein Boot und hat somit auch bootsmäßig geschaukelt, was beim Tanzen nicht ganz so angenehm war. Entgegen all meiner Befürchtungen gehen die PariserInnen relativ leger feiern und man ist mit Sneakers und Jeans keineswegs underdressed. Auch die Preise erinnern stark an Berlin- 15€ für den Eintritt scheinen auch hier normal zu sein! 


Zu Beginn der nächsten Woche erwartete mich eine weitere Überraschung: Als ich eines nachts an meinem Wohnheim ankam, leuchtete der Apparat, an welchen man den Transponder für die Haustür dranhält rot und die Tür machte keine Anstalten sich zu öffnen. Ich realisierte, dass mit meinem Transponder anscheinend heute kein Reinkommen mehr möglich ist. Da die U-Bahnen in Paris auch sehr zeitig aufhören zu fahren und mein Handy sowieso nur noch funktioniert, wenn es dies für richtig hält, war auch an das Übernachten bei Freunden nicht zu denken. Mir blieb also nur die Möglichkeit zu klingeln und darauf zu hoffen, dass die Aufsichtsperson des Wohnheims wach wird. Nach 3-mal klingeln, war dies dann auch der Fall. Relativ impulsiv und nicht gerade erfreut darüber mich zu sehen erklärte sie mir nun auf Französisch, dass es eine „couvre-feu“ gäbe und ich doch bitte 0:30 im Wohnheim zu sein habe, da danach die Transponder abgestellt werden. Also doch nichts mit Transponder leer. Ne, schlimmer: ES GIBT EINE AUSGANGSSPERRE! … Ich bin mittlerweile aufgrund dessen ausgezogen und wohne in einem anderen Wohnheim in Paris. Die Wohnheime in Paris sind vom Standard her nicht wirklich mit denen in Deutschland zu vergleichen, allerdings sind sie (wie sonst nichts in Paris) sehr preiswert und für ein halbes Jahr geht das schon einmal.

Klosterberg Mont-Saint-Michel

Brüssel

Schloss Versailles

Bisher habe ich schon viele Leute kennengelernt, welche aus den verschiedensten Ländern kommen. Darunter selbstverständlich nicht nur EuropäerInnen sondern auch Menschen von anderen Kontinenten. Ich habe meine Erasmus-Zeit bisher auch viel genutzt um andere Orte in Europa zu erkunden. Ich habe zum Beispiel Turin, London, Nizza, La Rochelle, die Normandie und Brüssel besucht. Außerdem habe ich mein französisch schon sehr verbessern können und auch bereits einen ersten Test geschrieben. Neben dem vielen Reisen, diversen Erasmus Partys und dem Paris Erkunden bleibt also auch noch die Zeit, um die Uni ernst zu nehmen und sich in die Bibliothek zu setzen. Entgegen vieler Vorurteile ist ein Erasmus-Semester nämlich nicht nur feiern, sondern (bei mir zumindest) auch viel mit Arbeit verbunden, da ich für mich gerne mindestens zwei Klausuren schreiben möchte und mir die Uni so ganz nebenbei auch super Spaß macht, da die Module hier so super interessant sind. 

Ich habe mich in Paris, trotz diverser Anfangsschwierigkeiten sehr gut eingelebt und bin unglaublich dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, ein Semester hier zu studieren. Der internationale Austausch, die fremden Kulturen, die Sprachenvielfalt, ein fremdes Universitätssystem und der andere Lebensstandard stellen mich hin und wieder noch immer vor große Herausforderungen, allerdings bin ich schon jetzt daran gewachsen und begegne kleineren Alltagshürden viel besonnener als dies noch vor zwei Monaten der Fall war. Das Kennenlernen so vieler fremder Leute mit anderem kulturellen Hintergrund hat mir einmal mehr gezeigt wie wichtig dieser internationale Austausch für Völkerverständigung, ein friedliches Miteinander auf dieser Welt und das Verständnis anderer Kulturen ist.

Ich kann ein solches Auslandssemester nur weiterempfehlen und hoffe, dass auch noch viele Generationen nach mir die Chance auf diese einzigartige, wundervolle Erfahrung haben werden.


Über die Autorin 

Lisa - Erkundet die Stadt der Liebe

Ist 1995 geboren, kommt aus Gera
 und studiert VWL an der Freien Universität Berlin.
Für ihr Erasmus Semester ist sie gerade in 
Paris an der Universität Paris-Sorbonne.

Bonjour de Paris